Über sechs Millionen Iranerinnen und Iraner leben außerhalb Irans. Mehr als 120 000 Menschen mit iranischen Wurzeln leben in Deutschland. Davon leben fast 20 000 in und um Köln. Die Geschichte der iranischen Diaspora ist eine Geschichte von Kampf, Entzweiung, schmerzhafter Nostalgie. Doch sie ist auch eine Erfolgsstory, die von Ausdauer, von Mut und Brillanz erzählt:

Die meisten kamen nach 1979 in den Westen. Die Flucht geschah abrupt und deshalb chaotisch, man ging ins Ungewisse. In dem Glauben, ihre Reise dauere nur kurz, ließen viele Hab und Gut zurück – aber dann mussten sie bleiben. Die meisten sind inzwischen gut angekommen, sitzen gerade nicht zwischen den Stühlen, sondern erleben ihre -ganz besondere- Identität als Bereicherung. Sie haben sich allmählich hier niedergelassen, Familien gegründet (manchmal mit deutschen Partnern) und Freundschaften geschlossen. Manche ihrer Kinder sind bereits erwachsen und haben ihrerseits Kinder. In vielen Bereichen haben sie die Gewohnheiten, Lebensweisen und Vorstellungen ihrer neuen Heimat angenommen: Im Dezember bringen sie Tannenbäume ins Haus, im März springen sie über Frühjahrsfeuer. Sie kennen persische Etikette und deutsche Direktheit, iranische Lebensfreude und deutsche Disziplin.

Und doch: Viele dieser Menschen sehnen sich nach etwas, das ihnen Kraft gibt, Geborgenheit vermittelt oder sie inspiriert. Etwas, das mit ihrer alten Heimat zu tun hat. Etwas, das über Generationen weiter gegeben werden kann. Etwas, das von Mensch zu Mensch anders ist.

Mit ihrem Sein, mit ihrer Lebensweise und ihren Sehnsüchten konfrontiert die deutsch-iranische Subkultur ihr Umfeld mit Erfahrungen und Erlebnissen, die für manche eine Einladung sind, mehr zu lernen. Vielleicht sind es Verhaltensweisen, vielleicht sind es Gefühle, die Vergangenheit, die Geschichte oder vielleicht die Literatur. Vielleicht ist es die Bildsprache, die Musik oder auch die Küche.

Gerade für die Kinder der zweiten Generation ist der Begriff „Heimat“ sicherlich kein feststehender, starrer Begriff mehr. Eindeutige Zugehörigkeiten und klare Zuordnungen werden vielen allmählich fremder. „Heimat“ bedeutet jedem Menschen etwas anderes, und ist stets im Wandel – je nach den Bedürfnissen, Lebensweisen und Lebenslagen.

Der DIWAN will ein Ort sein, wo Iranisch-Deutsche jenen Sehnsüchten nachgehen, die sie anderswo nicht stillen können. Der DIWAN soll unseren individuellen Begriff von „Heimat“ weiter entfalten und ihn nicht etwa eingrenzen. Er soll ein Ort sein, wo wir Fragen, die uns beschäftigen, hinein tragen können, um sie mit anderen zu teilen, sie zu schärfen oder Antworten zu finden. Manchmal kann es auch sein, dass wir mit neuen Fragen oder Ideen nach Hause gehen.

Und die deutschen Iran-Interessierten und Iran-Liebhaber?

  • Vielleicht haben Sie einmal die Gedichte von Hafiz gelesen?
  • Vielleicht haben Sie sich einmal in einen Iraner oder eine Iranerin verliebt?
  • Vielleicht begeistern Sie sich für iranische Mystik?
  • Vielleicht kennen Sie Iranerinnen und Iraner in Ihrem Umfeld – Ihren Arzt, Ihre Fußpflegerin?
  • Vielleicht finden Sie das Land und seine Leute extrem, oder widersprüchlich, oder sie jagen Ihnen gar Angst ein? Keine Angst, wir sind so zahm wie Perserkatzen…!
  • Vielleicht hatten Sie einmal geschäftlich in Iran zu tun und begannen dafür zu schwärmen? Es soll so einigen passiert sein…
  • Vielleicht sind auch Sie eingewandert oder ausgewandert, und haben eine eigene Wanderungsgeschichte zu erzählen?
  • Vielleicht sehen Sie durch den Schleier hindurch ganz viel Schönheit?

Jeder und jede aus der iranisch-deutschen Community ist für Sie, liebe Deutsche, ein kleines Tor zu einer Subkultur, die sicherlich in sich genau so vielfältig und farbenfroh ist wie die deutsche Kultur. Kontrovers und voller Leben. Eben wie die richtige „Heimat“: vielschichtig.

Der DIWAN macht es sich zur Aufgabe, diese Vielschichtigkeit möglich und erlebbar zu machen. Nicht nur für die Deutsch-Iraner, sondern auch für die Deutsch-Deutschen, Deutsch-Franzosen, Deutsch-Türken, Deutsch-Ghanaer…Wir entdecken und werden entdeckt. Freundschaften entstehen und wachsen.

Und deshalb wird auch der DIWAN immer im Wandel sein. Er wird, mit Leben gefüllt, dorthin gehen, wo die Wünsche, Fragen und Sehnsüchte der Menschen ihn hin treiben. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, ein Ort der Begegnung zu sein. Ein Ort des Aushaltens von unterschiedlichsten Gedanken und Lebensweisen, ein Ort des Respekts und der gemeinsamen Erfahrung. Der DIWAN soll unseren Horizont erweitern – genau so, wie wir mit unseren einzigartigen Fähigkeiten und Stärken den Horizont des DIWAN erweitern.

Wer es ganz genau wissen will: Hier finden Sie unsere Satzung zum Herunterladen (PDF).