Als der Westhass in den Iran kam
Der Romancier Amir Hassan Cheheltan beim DIWAN
Am 13. Mai 2012 stellte Amir Hassan Cheheltan im Kölner Literaturhaus seinen aktuellen Roman „Amerikaner töten in Teheran“ vor. Ein irritierender Titel. Provokant und ambivalent lässt er aufhorchen und weckt Neugier. Wer tötet hier wen? Eine Ambivalenz, die sich auch in der Beziehung der beiden Länder Iran und USA spiegelt, die Cheheltan in seinem Buch aufgreift. Der Autor ermöglicht seinen Lesern in sechs Episoden einen Einblick in die historischen Hintergründe von Missverständnissen und Gewaltakten zwischen Iran und den USA. Aus verschiedenen Perspektiven ganz normaler, einfacher Personen lässt Cheheltan die historischen Ereignisse von 1924 bis 1988 Revue passieren und macht sie hautnah spürbar.
In Zusammenarbeit mit dem literarischen Salon begrüßte DIWAN e.V. den Schriftsteller zu der persisch-deutschen Lesung. Guy Helminger und Navid Kermani sprachen mit ihm über diesen zweiten Teil von Cheheltans Teheran-Trilogie, und über den besonderen politischen und gesellschaftlichen Kontext, in denen ein Schriftsteller in Iran arbeitet. Und über den Genuss, „Lezat“, der im Schreibprozess beim Zusammenführen der Erzählfäden entsteht. Filmemacher und DIWAN-Vorstand Ali Samadi Ahadi moderierte den Abend. Neben dem Autor gab auch die Schauspielerin Caroline Schreiber eine berührende Passage aus „Amerikaner töten in Teheran“ zum Besten.
„Viele Bücher werden in Iran entweder zensiert oder gar nicht erst veröffentlicht. Wie geht man damit als Autor um? Beeinflusst es das Schreiben?“ Das war eine der Fragen des Abends. „Ich schreibe für mich, um Dinge besser zu begreifen“, so Cheheltan. „Um Licht auf Unklarheiten zu werfen. Dabei habe ich zunächst weder den Leser noch andere Dinge im Blick. Doch oft ist es so, dass die iranische Geschichte schwer und schmerzhaft auf den Schultern vieler Iraner lastet. Als Schriftsteller schreibe ich daher auch, um zu helfen, diese Last abzubauen. Was Zensur betrifft: Durch das Internet wird dieses Instrument heutezutage nichtig. Das war in den 80er Jahren natürlich noch ganz anders.“ Seit 2004 werden Cheheltans Publikationen außerhalb der Islamischen Republik veröffentlicht, so wie bei vielen zeitgenössischen iranischen Autoren. Er selbst lebt in Iran. „Ich hoffe, in Zukunft auch meine aktuellen Publikationen in Teheraner Buchhandlungen zu finden.“ Bis dahin können sie nach wie vor auf Deutsch und bald auch auf Englisch und in anderen europäischen Sprachen gelesen werden.
Der Autor und Ingenieur Amir Hassan Cheheltan ist seit den 1970er Jahren als Schriftsteller in Iran tätig und war von 2001 bis 2004 im Vorstand des iranischen Schriftstellerverbandes. In Deutschland schreibt er auch für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Süddeutsche Zeitung oder Die Zeit. Weitere Publikationen (Auwahl): Iranische Morgenröte (2007); Teheran, Revolutionsstraße (2009); Teheran, Stadt ohne Himmel (wird im August 2012 veröffentlicht)
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