Unerhört
Podiumsdiskussion in der Universität zu Köln
Wann: 17. November, 13:00 Uhr
Wo: Raum 101 im Gebäude des orientalischen Seminars
Archäologisches Institut, Universität zu Köln – Kerpener str. 30, Eingang weyertal
Über das Frauen-Gesangsverbot in Iran
Iran nach der Revolution vom Februar 1979: Umbruch, Unruhe, Gewalt und Krieg. Weltlicher Gesang wird verboten, Musikinstrumente und Tonträger werden beschlagnahmt, ein Land verliert seine Stimmen, seine Melodien, seinen Klang. Im Jahr 40 nach der Revolution ist iranische Musik zwar wieder zurück. Doch der Solo-Gesang einer Frau darf die Ohren nicht erreichen. Dies sei „Sünde“, lautet die offizielle Begründung. Wenn Popmusiker gelegentlich Frauen solo erklingen lassen, kann ihre Band ein Auftrittsverbot bekommen. Wie loten Sängerinnen ihre Grenzen aus, welche Rolle spielt das Internet in der Verbreitung ihrer Musik, ist das Exil die letzte Chance? Darüber sprechen die Sängerinnen Sepideh Raissadat und Aida Nosrat mit der Soziologin Dr. Azadeh Kian und der Islamwissenschaftlerin PR. Dr. Katajun Amirpur. Moderiert wird die Runde von der ARD-Journalistin Golineh Atai.
Das Panel findet auf Deutsch und Persisch statt.
پنل به زبان فارسی و آلمانی برگزار خواهد شد و ورور برای عموم آزاد است
Prof. Dr. Katajun Amirpur
Katajun Amirpur studierte Islamwissenschaft und Politologie an der Universität Bonn sowie schiitische Theologie in Teheran. Danach lehrte sie an der Freien Universität Berlin, der Universität Bamberg, der Universität Bonn und der Hochschule für Philosophie München. Promoviert hat sie im Jahr 2000 über die schiitische Koranexegese . Im Juni 2011 nahm sie einen Ruf auf die Professur für Islamische Studien an der Universität Hamburg an. Als freie Journalistin schreibt sie unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die taz und Die Zeit. Seit April 2018 hat sie den Lehrstuhl für Islamwissenschaft mit dem Schwerpunkt Iran- und Schia-bezogene Studien an der Universität zu Köln inne.
Prof. Dr. Azadeh Kian-Thiébaut
Azadeh Kian ist eine iranisch-französische Wissenschaftlerin, Professorin für Soziologie und Direktorin des Zentrums für Bildung, Dokumentation und Forschung für feministische Studien (CEDREF) an der Universität Paris-Diderot. Zuvor war sie von 1987 bis 1990 Dozentin für Politische Soziologie an der UCLA bevor sie 1995 an die Universität Paris wechselte. Sie ist Forschungsexpertin für Iran- und Maghreb-Studien.
Sie hat mehrere Bücher und Artikel unter andrem für die Le Monde diplomatique und die Critique internationale veröffentlicht. In ihren Arbeiten kritisiert sie die Anwendung islamischer Gesetze (Scharia) in muslimischen Ländern und sieht sie als Bedrohung für die Gleichberechtigung von Frauen.
Golineh Atai
Golineh Atai wurde 1974 in Teheran geboren und kam mit ihren Eltern im Alter von fünf Jahren nach Deutschland.. Nach dem Abitur schloss sie ihr Studium in den Fächern Romanistik, Politologie sowie Iranistik an der Universität Heidelberg mit dem Magister und begann anschließend ihre journalistische Laufbahn. Von 2006 bis 2008 war sie für die ARD als Korrespondentin in Kairo tätig. Ab Dezember 2011 arbeitete sie als Redakteurin und Reporterin bei der Tagesschau für den WDR in Köln. Von Februar 2013 bis Sommer 2018 war sie für die ARD als Korrespondentin in Moskau tätig. Im Sommer 2018 kehrte Atai zurück in die Tagesschau-Redaktion des WDR. 2019 veröffentlichte sie ihr Buch „Die Wahrheit ist der Feind: Warum Russland so anders ist“ im Rowohlt Verlag. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem als „ Journalistin des Jahres 2014“, mit dem Peter-Scholl-Latour-Preis sowie dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis.
Sepideh Raissadat
Sepideh Raissadat ist Doktorandin an der Universität von Toronto. Sie erhielt das Promotionsstipendium der kanadischen Regierung, das Joseph-Armand Bombardier CGS. Ihre Dissertation befasst sich mit dem Leben und Wirken von Sängerinnen im Iran. Als Gastrednerin referierte Raissadat über iranische Musik an zahlreichen Universitäten in Yale, Washington, Oklahoma, Toronto, Bologna und Münster.
Ihre akademische Forschung ist eng mit ihrer persönlichen Erfahrung als professionelle Sängerin verbunden. Raissadat studierte bereits im Alter von 9 Jahren das Repertoire von Radif bei der iranischen Diva Parissa. Es folgten Studien bei Parviz Meshkatian, Mohammad Reza Lotfi und anderen Musiker-Größen. Mit 19 Jahren begann sie ihre Karriere mit einem Album von Parviz Meshkatian. Raissadat hatte zahlreiche Auftritte auf der ganzen Welt und wurde mehrfach von renommierten Institutionen wie der UNESCO, dem Vatikan und internationalen Medien wie BBC und RAI eingeladen. Mit fünf von der Kritik gefeierten Alben gilt sie als Schlüsselfigur der neuen Generation der klassischen persischen Sänger.
Hani Mojtahedi und Aida Nosrat
Zusätzlich zu ihren Darbietungen nehmen die Künstlerinnen ebenfalls an der Diskussion teil.
Mehr Infos zu den Konzerten finden Sie hier.