Global Diffusion – Musical Statements Cologne

„Weltmusik“, außereuropäische Traditionen, globale Clubsounds, transkulturelle Bezüge jüdischer Musik, experimentelle Facetten. Der Veranstaltungsreigen „Global Diffusion“ präsentiert im Herbst 2019 in sechs Schaufenstern die ausgesprochen vielfältigen Szenen und Kontexte Globaler Musik in Köln und weit darüber hinaus.

Mit ihrer kaum überschaubaren Vielzahl an Solisten, Bands und Projekten, musikalischen Registern und Ausdrucksformen spiegelt die Szene Globaler Musik Köln wie keine andere Musiksparte die kulturelle Vielfalt und soziale Vielschichtigkeit der aktuellen Stadt. Um diese Klanglandschaft und ihre Akteure sichtbar zu machen und planvoller zu unterstützen, wurde unter Regie des Kulturamts und seines Musikreferats im Dezember 2018 ein „Runder Tisch Globale Musik“ mit Akteur*innen und Veranstalter*innen der freien Szene sowie Vertreter*innen verschiedener Institutionen (Hochschule für Musik und Tanz Köln, Universität zu Köln, Akademie der Künste der Welt, WDR) ins Leben gerufen. Neben der Unterstützung von Spielstätten und Reihen, Infrastruktur und Öffentlichkeitsarbeit wurde dabei der zentrale Wunsch formuliert, die Landschaft der Globalen Musik in Köln durch ein strahlkräftiges internationales Festival zu erweitern.

Im Oktober und November findet nun ein erster Schritt in diese Richtung statt: Unter dem Titel „Global Diffusion“ eröffnen sechs Schaufenster verschiedene Perspektiven auf die „Globale Musik“ und erkunden dabei mögliche Aspekte eines zukünftigen Festivals. Über 20 Konzerte mit internationalen und lokalen Musiker*innen finden an unterschiedlichen Orten (Lutherkirche, Studio 672/Stadtgarten, Kulturbunker Mülheim, Atombunker Kalk/Poll, Clubbahnhof Ehrenfeld, Neptunplatz, etc.) statt und werden u.a. von WDR Cosmo präsentiert. Den Horizont bildet dabei die Entwicklung eines innovativen, internationalen und gleichzeitig in der dynamischen Vielschichtigkeit der Kölner Stadtgesellschaft des 21. Jahrhunderts verankerten Festivals, das die künstlerische und kulturelle Auseinandersetzung mit einer von Migration, Globalisierung und weltweiter digitaler Vernetzung geprägten Welt in den Mittelpunkt stellt.

Die Auftaktveranstaltungen bündeln sich um den Tag der deutschen Einheit (2./3./4. Oktober), um zu diesem Anlass die Vielfalt der sich ändernden Stadtgesellschaft zu beleuchten. Ein zweites Schaufenster musikalischer Statements wird dann am 16./17. November stattfinden.

DIWAN präsentiert im Rahmen dieses Festivals das Schaufenster “Voice of Change”.


Voice of Change
Köln 16. / 17. November

Der Gesang der Frau im mittleren und nahen Osten unterliegt vielen gesellschaftlichen, religiösen und politischen Repressionen. Im Iran ist der Gesang für Frauen sogar komplett verboten. Der namhafte Musiker Mohammad Reza Shajarian hat zum Verbot des Gesangs der Frauen in Teilen der islamischen Welt gesagt: „Ein Teil der Musik ist nicht existent. Es ist wie ein Instrument, welches eigentlich vier Saiten hat und Du davon eine entfernst.

Wir wollen diese Saite zurückbringen. Diese Saite ist die Stimme der Frau!“
Diese Stimme gibt es. Die Frauen singen, sie treten auf! Mal hinter verschlossenen Türen, mal in der Öffentlichkeit immer aber verbunden mit einem hohen Risiko. Dabei geht es nie um bloßes Singen! Es geht darum, Gehör zu finden. Als Frau und als Künstlerin. Denn im mittleren und nahen Osten tritt eine Frau nicht bloß auf! Sie zeigt Rückgrat und Mut.

Und was passiert, wenn man persische, arabische oder kurdische weibliche Gesangsstimmen mit Jazz, Blues und Fusion, spanischer oder Klezmer-Rhythmen verschmilzt?

„Voice of Change“ will drei ganz unterschiedliche Stimmen aus drei verschiedenen Sprachen Südwestasiens Gehör verschaffen. Hier in Köln! Stimmen, die Normen, Klischees und Grenzen überschreiten indem sie öffentlich und frei von ihren Zuhörer*innen gehört werden – etwas ganz besonderes erschaffen.

Das Ergebnis ist bewegend, mal voller Freude mal voller Sehnsucht, so gewohnt und doch so anders.

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Aida Nosrat: „Singen im Exil, singen gegen Verbote“
16.11.19  18.00 Uhr
Eintritt: 18,- € / Ermäßigt: 15,- €
Tickets: https://lutherkirche.ticket.io/h7qt42t3/

Aida Nosrats Stimme geht sofort ins Herz. Vielleicht, weil die Iranerin unterschiedlichste Musikwelten intuitiv zu mischen versteht.

Nosrat begann im Alter von sechs Jahren zu musizieren und beherrscht mittlerweile Gesang, Geige, Gitarre und Kompositionslehre. 2006 gründete sie in Teheran gemeinsam mit Babak Amir-Mobasher ihre Band „Manushan“. Verbunden mit den musikalischen, spirituellen und philosophischen Traditionen des antiken Persien, sind die beiden Songwriter auch leidenschaftlich an Flamenco interessiert und erfinden eine eigene Welt, die von verschiedenen Einflüssen geprägt ist: Gipsy-Einflüsse und amerikanischer Jazz, iranische und europäische Klassik, keltische und Balkan-Klänge, lateinische Rhythmen und zeitlose turko-persische Melodien.

https://www.instagram.com/manushanensemble/
https://www.youtube.com/channel/UCuVRu6MJ_dYA16vB3rtqoZw

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Youssra El Hawary
16.11.19   20.30 Uhr
Eintritt: 18,- € / Ermäßigt: 15,- €
Tickets: https://lutherkirche.ticket.io/f9r367ga/

Youssra El Hawary ist eine ägyptische Sängerin und Komponistin, die sich in ihren Songs auf humorvoller Weise mit sozialkritischen Themen auseinander setzt. Seit 2010 entwickelte sie sich schnell zu einer der bekanntesten weiblichen Stimmen in der ägyptischen Musikszene. Der Durchbruch gelang ihr 2012 mit dem Single “El Soor” über die politische Situation in Ägypten.

https://www.youssraelhawary.com/
https://www.facebook.com/YoussraElHawary/
https://www.youtube.com/watch?v=H4oMi4pWv9o

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Hani Mojtahedy : „Die Rebellin“
17.11.19 18.00 Uhr
Eintritt: 18,- € / Ermäßigt: 15,- €
Tickets: https://lutherkirche.ticket.io/23dhrcxt/

Hani Mojtahedy verließ den Iran aufgrund des öffentlichen Gesangsverbots für Frauen. Ihre im Exil entstandenen Lieder enthalten Elemente aus Jazz, kurdischer und persischer Musik und erreichen Menschen aus den kurdischen Gebieten der gesamten Region.

Aus einer religiösen Familie stammend, hat Hani Mojtahedy ihre künstlerische Karriere im Jahr 2000 im Sanandaj begonnen. Als Angehörige der kurdischen Minderheit und Sängerin war es ihr schon früh klar, dass sie für ihre Sehnsucht und ihre Berufung Opfer bringen musste und so verließ sie 2004 ihr Geburtsland Iran. Von ihrer neuen Heimat Deutschland aus eroberte ihre Musik viele kurdische Herzen in Iran und Irak, Türkei und Syrien. 2018 reiste sie in das irakische Kurdistan und sammelte in mehreren Benefizkonzerten Gelder für die befreiten jesidischen Frauen, die zuvor vom IS entführt worden waren.

https://www.hanimojtahedy.com/
https://www.instagram.com/hani_mojtahedy
https://www.youtube.com/channel/UCYk3oxx4mX5VQJGrYPyXDaQ


Panel
Köln 17. November

Zum Thema “Voice of Change” ist als Ergänzung zu den Konzerten auch ein Panel geplant, das am Sonntag 17. November in Köln stattfindet.

Hier diskutieren Künstler und prominente Gäste über Erfahrungen und Forschungen aus Kunst- Relegions- und Sozialwissenschaftlicher Sicht.

Am Panel nehmen unter anderem Sepideh Raissadat, Dr. Katajun Amirpur, Dr. Azadeh Kian, Golineh Attai, Hani Mojtahedy und Aida Nosrat teil.

Weitere Infos zum Panel finden Sie hier.


Weitere Infos und Programm: